Die Grundlage der wissenschaftlichen Medizin bilden die Naturwissenschaften (Biologie, Chemie,Physik), speziell Humanbiologie, Anatomie, Biochemie, Physiologie, ergänzt durch Psychologie und Sozialwissenschaften (vgl. Medizinsoziologie, Epidemiologie, Gesundheitsberichterstattungund Gesundheitsökonomie). Im deutschen Medizinstudium werden diese Fächer als Vorklinik im ersten Abschnitt zusammengefasst. Klinische Fächer befassen sich mit der Krankenbehandlung selbst. Zu ihnen gehören die traditionellen Fächer der Inneren Medizin und der Chirurgie, derFrauenheilkunde und Geburtshilfe, und seit ca. 1800 der Kinderheilkunde. Jüngere Spezialisierungen sind zum Beispiel die Augenheilkunde, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,Pulmonologie, Sozialmedizin und Psychiatrie. Im 20. Jahrhundert bildeten sich technikorientierte Fächer wie Radiologie und Strahlentherapie, und Fachgebiete mit integrativem Anspruch wie Geriatrie und Palliativmedizin. Zu diesen ärztlichen Fachgebieten gehören auch Subspezialisierungen wie Kinderkardiologie, Neuroradiologie, Suchtmedizin und viele andere, deren Inhalte zum Beispiel in Deutschland in derMusterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer kodifiziert sind.
Hinzu treten die Aufgabengebiete der übrigen Heilberufe, etwa die Krankengymnastik, Logopädie, medizinisch-technische Assistenz,medizinische Assistenz, die ebenso wie der Arztberuf eine hohe Spezialisierung und Professionalisierung erlangt haben. Insbesondere dieKrankenpflege hat sich von der rein karitativen Hilfestellung mittlerweile zu einer akademischen Wissenschaft und selbstständigen Stütze der Krankenversorgung entwickelt.
Neben dieser, staatlich sanktionierten und kontrollierten Medizin steht eine Vielzahl von alternativ- oder komplementärmedizinischen Angeboten, die definitionsgemäß an den medizinischen Hochschulen nicht gelehrt werden. Je nach ihrem gesellschaftlichen Stellenwert können einige dieser Lehren und Methoden dennoch einer gewissen Standardisierung und Akademisierung (durch privatrechtliche Verbände und Schulen) unterliegen und in die staatliche Gesundheitsfinanzierung aufgenommen werden; in Deutschland zum Beispiel die besonderen Heilverfahren Homöopathie,Pflanzenheilkunde, Anthroposophische Medizin und Akupunktur. In den USA ist die Osteopathieähnlich breit verankert. Viele komplementäre Methoden (Diätetik, Ordnungstherapie,Naturheilkunde) sind von weiten Teilen der praktizierenden Ärzteschaft anerkannt; andere (traditionelle Medizinsysteme, Volksheilkunde) zumindest von vielen Ärzten. Zahllose ungesicherte Methoden und Verfahren stehen am Rand des Spektrums und werden nur von einzelnen Behandlern angewendet; manche gelten als gefährlich für die Patienten (z. B. Clark-Therapie,Germanische Neue Medizin). In den USA und in Deutschland werden Versuche, Hochschulmedizin und Komplementärmedizin miteinander zu verbinden, auch mit dem Schlagwort Integrative Medizin bezeichnet.[2]
Aufgrund der mangelnden Theoriebildung kann die Medizin nur eingeschränkt als Wissenschaft bezeichnet werden. Der Ansatz derEvidenzbasierten Medizin versucht hier Abhilfe zu schaffen, indem die klinische Entscheidungsfindung an wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichtet wird, das heißt, Therapieformen werden nur dann akzeptiert, wenn ihre Wirksamkeit mittels klinischer Studien nachgewiesen wurde. Am grundsätzlichen Versuch-und-Irrtum-Vorgehen der medizinischen Grundlagenforschung änderte dieser Fortschritt bisher nichts. Dennoch bildet die Medizin zusammen mit den Naturwissenschaften in der heutigen Wissenschaftslandschaft, insbesondere an Universitäten, einen Eckpfeiler der Forschung und Finanzierung, womit auch ihr hohes Ansehen in der Allgemeinheit teilweise begründet werden kann. Dies wurde zuletzt im Rahmen der Exzellenzinitiative deutlich.
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